Mythen
Mythos Lippenlesen
Folgenden Mythos bekommen wir immer wieder zu hören:
"Gehörlose können doch von den Lippen ablesen? Wozu wird denn da ein Dolmetscher gebraucht?"
Dies ist unsere Antwort:
Schalten Sie einfach einmal für eine Minute den Ton beim Fernsehen aus. Verstehen Sie ein einziges Wort?
Jeder Mensch hat ein anderes Mundbild. Was alltagssprachlich mit Lippen-lesen gemeint ist, ist in der Wirklichkeit nur circa 30 Prozent Lippenablesen.
Dazu kommen äußere Faktoren (Lichtverhältnisse / Mundbild der Redner*innen), das Vorwissen, oder ob diejenigen die von den Lippen lesen sollen einen großen Wortschatz besitzen, um dann alles miteinander kombinieren zu können. Das sind die restlich möglichen 70 Prozent.
Ein weiteres Beispiel:
Lassen Sie jemanden diesen einfachen Satz: „Hole mal die Mutter!“ aussprechen.
Können Sie das von den Lippen ablesen? Oder könnte aus dem Satz „Hole mal die Butter“ werden?
Verwechseln Sie insbesondere bei dem Thema „Lippen lesen“ nicht die verschiedenen Hörschädigungen und den Zeitpunkt des Eintritts der Hörschädigung.
Es ist ein sehr großer Unterschied, ob jemand vor dem Spracherwerb komplett ertaubt, also gehörlos ist oder Lautsprache erfahren hat. Ebenso ist es ein Unterschied, ob die Person schwerhörig ist und eventuell Sprache noch mit Unterstützung von Hörgeräten oder einem CI verstehen kann.
Dies macht sicherlich deutlich, dass man mit Hilfe von Gebärdensprachdolmetscher*innen für beide, also die Hörenden und die Gehörlosen / Schwerhörigen die Kommunikation viel besser sicher stellen kann und sich das „Raten“ reduziert. Es geht außerdem schneller und Papier und Stift werden nicht benötigt.