Allerlei
Dolmetschen auf Reisen / Ausflügen
Da ich gerne reise, kann ich in diesem Punkt Leidenschaft und Beruf miteinander verbinden. Oft bin ich als Gebärdensprachdolmetscherin mit Gruppen unterwegs.
Kino und Theater
Gerne stehe ich Ihnen als Gebärdensprachdolmetscherin auch im Kino oder im Theater zur Verfügung.
Doppelbesetzung
Doppelbesetzung bedeutet, dass Dolmetscher*innen im Team arbeiten und sich gegenseitig unterstützen. Dies erfordert permanente Aufmerksamkeit des/der Kollegen*innen, die gerade nicht aktiv dolmetschten. Auch kurze Dolmetscheinsätze (von weniger als einer Zeitstunde), erfordern oftmals den Einsatz von zwei Dolmetscher*innen. Ein Vortrag von 45 Minuten Länge hat eine sehr hohe Rededichte und stellt somit bezüglich der Dolmetschleistung wesentlich höhere Anforderungen an die Dolmetscher*innen als beispielsweise ein Gespräch zwischen zwei Arbeitskollegen*innen. In Einzelfällen kann in Abhängigkeit von den Einsatzmodalitäten nach Rücksprache mit den Dolmetscher*innen eine Einzelbesetzung möglich sein.
Dolmetschprozess
Dolmetscher*innen nehmen eine Nachricht, die in einer Sprache (Ausgangssprache) mitgeteilt wird, auf. Diese Nachricht wird auf ihren Inhalt und ihre Bedeutung hin analysiert und bei der Übertragung werden neben Inhalt und Bedeutung auch andere sprachliche Elemente, wie z.B. der Stil, mit berücksichtigt. Alle drei Schritte laufen parallel ab, da während der Übertragung in die Zielsprache bereits neue Informationen in der Ausgangssprache aufgenommen und verarbeitet werden müssen. Auch wenn die Dolmetscher*innen über ein hohes Maß an erlernter Gedächtnisfertigkeit verfügen, erfordert dieser Prozess ein enormes Maß an Konzentration, so dass ein zeitlich unbegrenztes Dolmetschen nicht möglich ist.
Teamdolmetschen / Doppelbesetzung
Da Dolmetscher*innen ein hohes Maß an Konzentration aufbringen müssen, um Aussagen wahrnehmen, verstehen, analysieren und in der jeweils anderen Sprache gleichzeitig wiedergeben zu können, treten als Folge dieser komplexen mentalen Prozesse Ermüdungserscheinungen auf. Dieser Ermüdung und der damit einhergehenden Abnahme der Dolmetschqualität kann dadurch vorgebeugt werden, dass Dolmetscher*innen im Team arbeiten. Beim Teamdolmetschen wechseln sich die Kollegen*innen in regelmäßigen Abständen ab.
Der / Die scheinbar passive Dolmetscher*in hat jedoch keine Pause im eigentlichen Sinn, sondern muss weiterhin konzentriert zuhören und zusehen um den / die aktive*n Kollegen*in unterstützen zu können und somit für einen möglichst reibungslosen und fehlerfreien Verlauf der Kommunikation zu sorgen. Trotz Doppelbesetzung sind nach einer gewissen Zeit zur mentalen und körperlichen Regeneration der Dolmetscher*innen Pausen notwendig.
Mehrbesetzungen
Es gibt auch Veranstaltungen bei denen drei oder vier Dolmetscher*innen notwendig sind. Das können z.B. Parteitage, oder andere Veranstaltungen sein, bei denen keine Pausen vorgesehen sind und über einen Zeitraum von über fünf Stunden oder mehr durchgehend gedolmetscht werde muss. Es müssen dann mindestens drei Dolmetscher*innen anwesend sein, um die Qualität des Simultandolmetschens sicher zu stellen. Bei sieben Stunden oder mehr sollten es mindestens vier Dolmetscher*innen sein, so dass Dolmetschteams gebildet werden können.
Qualität
Empirische Studien haben ergeben, dass längeres ununterbrochenes Simultandolmetschen zu Lasten der Richtigkeit der Übersetzung geht und somit die Qualität der Arbeit nachhaltig negativ beeinflusst wird. Untersuchungsergebnissen zufolge steigt die Fehlerrate innerhalb der ersten 30 Minuten konstant an, wobei nach 30 Minuten durchgehenden Dolmetschens ein signifikanter Anstieg schwerer inhaltlicher Fehler beobachtet werden konnte (vgl. Vidal 1997). Gleichzeitig wurde festgestellt, dass die Urteilsfähigkeit der Dolmetscher*innen über ihre eigene Leistung proportional zum Anstieg des Fehlerquotienten abnahm.
Pausen
Trotz Doppelbesetzung sind nach einer gewissen Zeit zur mentalen und körperlichen Regeneration der Dolmetscher*innen Pausen notwendig. Da das Gebärdensprachdolmetschen eine hochrepetitive und einseitige Belastung der Muskeln und Gelenke mit sich bringt, müssen diese Regenerationszeiten beachtet werden, um körperlichen Folgeschäden (wie beispielsweise dem RSI Syndrom, das im schlimmsten Fall zur Berufsunfähigkeit führen kann), vorzubeugen. Es wird daher empfohlen, die vertretbare Tageshöchstbelastung von in der Regel vier Stunden Dolmetschzeit bei 10 Minuten Pause pro Zeitstunde, nicht zu überschreiten (vgl. Maßmann: 1995).
Die Zeitspanne des Wechselns und die Häufigkeit der Pausen sind zudem von der jeweiligen Situation abhängig. In Situationen mit vielen Störgeräuschen (Gebärdensprachdolmetscher*innen können nicht wie Fremdsprachendolmetscher*innen in schallisolierten Kabinen sitzen), hoher Informationsdichte und schnellem Redner*innen - wechsel ist eventuell eine höhere Frequenz an Pausen und Wechseln notwendig, als in Situationen, in denen kaum Störschall besteht und Redner*innen einen Text ruhig vortragen.
Dolmetscher*innen unterliegen einer Berufs- und Ehrenordnung, daher verbietet es sich ihnen, zu Bedingungen zu arbeiten, die einer gewissenhaften Ausübung ihrer Tätigkeit zuwiderlaufen. Da auch die geringsten inhaltlichen Verzerrungen in der Verdolmetschung unüberschaubare Folgen für die an der Kommunikationssituation Beteiligten haben können, sollten die o.g. Empfehlungen befolgt werden, um unnötige Fehlleistungen und damit verbundene Risiken zu minimieren.
Stand: September 2002
Literatur
- Maßmann, Christiane (1995): "Arbeitsbedingungen von GebärdensprachdolmetscherInnen und mögliche Folgen". In: Das Zeichen 33, S.335 - 344
- Vidal, Mirta (1997): "New Study on Fatigue Confirms Need for Working in Teams". In: Proteus Vol. VI, No. 1 (Internet: https://najit.org)